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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 14.1907

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Heft 7
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Schäfer, Wilhelm: Max Läuger und seine Bauten in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.26457#0027

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Ms

liehen Gartenbau-Ausstellung, zuletzt das un-
begrenzte Terrain des Vergnügungsparkes:
das Ganze noch dazu durchschnitten von
öffentlichen Straßen, die nicht abgespcrrt
werden durften, wo es also galt, die Straße
abgcgrenzt durchzusührcn und dennoch die
Verbindung in der Ausstellung nicht zu ver-
lieren. (Dies Problein hatte seine verzwickteste
Stelle in dem Durchgang zur Gartenbau-
Ausstellung, wo in dem Verbindungsbau auf
erstaunliche Weise eine öffentliche Straße und
der wichtigste Auöstellungsdurchgang sich
kreuzen.) Aus dieser Schwierigkeit, nicht aus
irgend einer künstlerischen Laune, müssen die
hochgesührten und lang hingezogenen Über-
gänge angesehen werden, die den Eindruck der
Ausstellung am meisten bestimmen. Wer
Sinn für den Rhythmus der Flächen hat,
muß hierin sowie in der geschickten Ein-
fügung der riesigen Ausstellungshallen —
gegen die Rückseiten einiger Häuserreihen im
Winkel als Umwehrung der Gartenbau-Aus-
stellung gestellt — vor allem aber in der
überaus beherrschten Steigerung der Dach-
linie dieser Bauten zum PalmenhauS den
Städtebauer erkennen, dem man getrost eine
Anlage wie die bei Freiburg anvcrtrauen kann.
Auch in dein Sinn, daß er es anscheinend
ausnehmend verstanden hat, trotz aller Bock-
bcinigkcitcn die Anlieger in seinen Kreis zu
zwingen. Daß er dem „Zillertal" das ge-
plante hohe Dach geschickt verkleidete, ist
gewiß nur ein Kompromiß: aber ohne ihn
wäre der Hintere Abschluß seiner Gärten —
durch die Spielerei eines japanischen Gartens
schon recht gefährdet — verloren gewesen.
Dann ist dahinten noch ein Cafä zur linken
Hand vom Zillertal gelegen, schon fast Ver-
gnügungspark, wo zwei überdeckte Hallen durch einen
Vcrbindungsraum mit dem Büfett einen Durchblick
feinster Art erlauben, wo wirklich jede Säule und jede
Wand auf das Mindestmaß an Schmuckaufwand redu-
ziert sind, und wo inan sich trotzdem kostbarer und
edler eingehäust vorkommt, als in all den marmornen
PrachtcaföS unserer Großstädte. Und da bin ich nicht
einmal berichtet, ob auch hier Läuger der Baumeister
oder nur der weitgehende Berater gewesen ist. Fast
möchte man dies glauben, um ganz den Eindruck einer
künstlerischen Kraft zu haben, der das Persönliche nichts
gilt, die alles eigene an die Sache verliert — auch wenn
sie nur als „Baracke oder Viehstallung" bewertet wird,
wie es zu Mannheim in der Tat geschah.
Und liebgewinnen muß man seine Bänke: meist aus
lackiertem Holzwcrk, weiß und glatt vcrstäbt, ganz ein-
fache und wunderschöne Dinge, daran nichts altertümelnd
und noch weniger modern um jeden Preis, nur alles
sachlich ist. Wie überhaupt, um wieder zum Ausgangs-
punkt dieser kurzen Betrachtung zurückzukchren, die
Sachlichkeit die ausgesprochene Begabung und Neigung
bicses Künstlers ist. Man hat den Preis darin bislang
gern Riemerschmid zuerkannt; gegen Läuger gehalten

Max Länger: Keramische Brunnensäule.
wirkt er mehr durch seine zur Schau getragene Kon-
struktion. Auch jegliches Prahlen hiermit unterbleibt
bei Läuger, besten Art die Betonung der eigenen und
lieben Persönlichkeit scheu vermeidet.
Nehmen wir somit Besitz von einem Künstler, den
wir bislang fast nur als Töpfer kannten, und suchen
wir von ihm den Weg zurück zu dem, was sonst in
Deutschland geschaffen wird, so sehen wir mit Freude:
seine Note ist gar nicht so fremd und neu. Die Ruhe
ist auch bei anderen eingckehrt, die ehemals mit jedem
neuen Stück verblüfften; der Geist der Sachlichkeit, das
war des Pudels Kern; nicht der, der biedcrmcicrisch
verbrämt der historischen Neigung das letzte Opfer
bringt — wie wir alle so innig hoffen — sondern der
cs in den Knochen hat, daß wir eine bürgerliche Welt
geworden sind, der keinerlei Allüren mehr zu Gesichte
stehen. In dieser Musterung steht nun Max Läuger
bescheiden mit in der ersten Reihe; es wird der deut-
schen Kunst nichts schaden, cs wird vielmehr ein Zeichen
ihrer endlich gewonnenen Stetigkeit sein, wenn wir recht
lange ein liebes feines Gesicht da sehen. S.
 
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